Hrsgg. von | ed. by Fotogalerie Wien. Mit Textbeiträgen von Susanne Neuburger und Stephen Zepke (ger./eng.), Wien 2022. 40 S. | pages, 21 x 29,7 cm, zahlreiche S/W- und Farbabb. | numerous b/w and colour illustrations. ISBN 978-3-902725-50-9
Um semantische, konzeptuelle, sogar performative Elemente vermehrt Christian Wachter das prinzipiell fotografische Dispositiv seiner Arbeiten bisweilen so, dass es den Anschein hat, als würde er die Fotografie verlassen, jedoch sind es oft gerade deren eigene Parameter, die er neu aufgreift und paraphrasiert. […] Corona geschuldet muss es in den Wohn- und Arbeitsräumen von Christian Wachter bereits unbewegt und still gewesen sein, bevor der Stillstand der Fotografie einsetzte. Jeder Gegenstand scheint an seinem Platz und obwohl nichts arrangiert ist, scheint ein idealer quasi überzeitlicher Zustand zu herrschen, dessen historisch gewachsene Ordnung sich einem Ganzen unterordnet. Auch geben die Räume kaum weiterführende Hinweise auf eine spezielle Situation von Künstleratelier oder Künstlerwohnung, sprechen hingegen von einem Alltag, der in einem Modus des Innehaltens zwischen Zeitgebundenheit und Ewigkeit einen Umgang mit der Zeit suggeriert, der in die Nähe einer philosophisch motivierten Allzeitlichkeit rückt, die hier zwar kein „überall und nirgends“ ist, aber die Räume dem Realen enthebt. […] Als quasi performativer Akt können sie mit der Aufforderung „Come in. Please!“ visuell beschritten werden. Bald meint man von Raum zu Raum in den Rhythmus der Serie und deren Ähnlichkeit zu fallen, was von vornherein die dokumentarische Erfassung der Räumlichkeiten konterkariert. Der Referent tritt immer mehr in den Hintergrund und ein Fluss, eine Bewegung stellt sich ein, auch wenn es Wachters Absicht war, den Referenten quasi forensisch herauszustreichen. […] Persönliches zu den Räumen erfahren wir aus dem zur Arbeit gehörigen Textblatt, das uns die lange Geschichte der Wohnung erzählt, die Wachter seit den 1980er Jahren bewohnt und wo er seit damals lebt und arbeitet. […] Allerdings gibt es kein Bild des Hauses, das an einer der beiden Schmalseiten des Platzes liegt. Wir bleiben im Innenraum, im Gegensatz zu den Porträts von Menschen am Volkertplatz, die Wachter 1984 am Platz oder in den anliegenden Straßen anfertigte. […]
[…] Walter Benjamin’s well-known phrase, ‘Ideas are to objects as constellations are to stars’ perfectly describes Christian Wachter’s art, because the relationship between its actual objects and their meaning is never essential but always open to interpretation. Wachter’s work is composed of and by this rather loose and contingent relation, his constellations shifting according to our perspective as we follow their breaks and gaps as much as their narratives and arguments. Perhaps, in this, Wachter is a contemporary artist typical of his generation, one interested in opening the world’s possibilities, rather than in preventing them from closing. […]