Videoinstallation, 1998/99. Loop (Endlosschleife) auf DVD | 12 Min. je Durchlauf | Monitor, Campinghocker & Kopfhörer | Tarp, beidseitiger Digitaldruck auf Zeltplane, jeweils 270 cm x 270 cm (recto/verso)
Surplus bedeutet Überschuß, Mehrwert und ist ein Begriff aus der Ökonomie, eignet sich aber auch zur Reflexion über z.B.: den psychischen Apparat, das Kino, Architektur oder ästhetische Produktion im allgemeinen. | Als Krebs oder Krebsgang bezeichnet man in der musikalischen Kompositionslehre eine „Form der kontrapunktischen Verarbeitung von Themen, bei der das Thema rückwärts gespielt wird“. | Das Modell der Endlosschleife (Videoloop) kommt ursprünglich aus der Informatik – durch die permanente Wiederholung gleicher Szenenfolgen kommt es quasi zu einer „Bedeutungsverschärfung“ und die gewohnte lineare Auffassung von Zeit und Geschichte wird radikal nihiliert. | In der Videoinstallation „surplus (krebsgang)“ verbinde ich Bilder eines zentralen Sakralbauwerks der jüdisch-christlich-abendländischen Kultur (des römischen Petersdoms) mit Aufnahmen von dessen kruder Kopie in einem der ärmsten Winkel Afrikas – und mit einer Urform (nomadischer) Architektur, dem Tarp oder Tarpaulin (eine einfache Zeltplane, auch von den Campern und Abenteuerurlaubern unserer Fun- und Erlebniskultur geschätzt). | Die erste (wie die letzte) Szene des Videoloops in meiner Installation zeigt – neben menschlichen Fußspuren im Sand – zwei Strandkrebse bei der Arbeit an ihren unterirdischen Behausungen und blendet dann über auf die „zentrale“ Einstellung – wie ein Krustentier, das seitwärts läuft, gegen den Uhrzeigersinn und das Objektiv stets zentrifugal nach außen gerichtet, umkreist die Kamera, in einer beinahe endlos scheinenden „Fahrt“ entlang sandsteinfarbener Säulenreihen, ihren Gegenstand: die Basilika „Notre Dame de la Paix“ […]
Christian Wachter, 1999
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