Hrsgg. von | ed. by Rainer Iglar, Michael Mauracher. Mit Texten von | with texts by Daniela Hölzl, Walter Seitter und Christian Wachter (Dt./Engl.). Fotohof edition, Band | volume 68, Salzburg 2007. 200 S. | pages, 24,4 x 16,7 cm, 119 S/W- und Farbabb. | b/w and colour ill. Aufl. | print run 777 +28 (Edition | limited edition: Buch | book &. original C-Print). € 29,– | Edition € 160,– . ISBN 978-3-901756-68-X
[…] Er enthüllte, dass seine Texte algorithmisierten Verfahren entsprungen waren. Insbesondere beutete er das polysemantische Potenzial von (Beinahe-)Homonymen aus, um daraus eine Erzählung hervorzutreiben. So erweist sich die Handlung – und damit die referenzielle Funktion von Sprache – als Effekt des eigentlichen Themas, nämlich der Sprache, der unaufhörlichen Prozesse der Konstituierung und Verschiebung von Bedeutungen.
Was das alles mit in Rede stehendem Buch zu tun haben könnte, stellt bereits das Cover zweifach klar. Durch eine minimale typografische Intervention im Buchtitel – das Präpositionalobjekt kommt nun in Versalien zu stehen – setzt sich Wachter von Roussels Werk ab. Ohne diesen bloß visuell wahrnehmbaren Eingriff im Geringsten interpretatorisch auszuschöpfen, kann er als ein Denken in/von Differenzen, das auf Visibilitäten zielt, lesbar gemacht werden. Die Gestaltung des Covers wiederholt dieses Statement. Wenn Roussel expliziert, seine afrikanischen Impressionen gehen vollständig aus der Annäherung der nahezu identen Wörter billard (Billardtisch) und pillard (Plünderer) hervor, so übersetzt Wachter diese literarische technē am Umschlag ins Fotografische. Er platziert vorne und hinten ein und dasselbe schwer beschädigte Automobil, allerdings aus geringfügig verschobenen Aufnahmestandpunkten.
Nicht dass Wachter derart monolithisch wie Roussel sein Unternehmen einem einigermaßen mechanischen Produktions-Verfahren unterstellte, jedoch dringt sein Buch vehement darauf, über dieses Spiel um signifikante Differenzen, materiale genauso wie semantische, nachzudenken. […]
[…] Doch keineswegs geht es dem Künstler um Harmonisierung, um Zudeckung (post)kolonialer Lagen, dafür garantiert allein schon der Bauplan des Buchs. Mit seinem geschärften Blick für kulturelle wie medienmateriale Transfers insistiert Christian Wachter, dass wir den Anderen, den Fremden (und damit Afrika) nur durch Politiken der Sichtbarkeiten hindurch wahrnehmen können.
Michael Ponstingl, Camera Austria # 99, Graz 2007